Mit gut einer halben Millionen Einwohner ist die Hauptstadt Lissabon die größte Stadt Portugals. Große Plätze und imposante Bauten sind noch Zeugen aus der Zeit, in der die Stadt ihre Blütezeiten erlebte. Doch die letzte Blütezeit scheint schon einige Jahrzehnte her. – Immer wieder stolpert man über leerstehende Gebäude, die am zerfallen sind. Die Vegetation erobert sich darin ein Stück Raum zurück. Die Straßen sind eng und stammen aus einer Zeit, die noch nicht mit dem Verkehrsaufkommen einer heutigen Großstadt rechnen konnte. – Der Verkehr war wohl auch mit ein Grund, warum die Stadt von 801.155 Einwohner in 1981 auf 564.657 Einwohner in 2001 schrumpfte. Aktuell soll sie bei 547.631 Einwohnern liegen.
Das Zentrum wirkt recht voll, wenn auch nicht überfüllt. – Gefühlt sind 50 Prozent der Personen Touristen. Dies erklärt, warum vieles in der Stadt auf Tourismus ausgelegt ist. Und es erklärt, warum die interne Infrastruktur gut ausgelastet ist. – Wahrscheinlich sind auch einige der Einheimischen von der Menge der Touristen genervt. Zumindest prangte mir an einer Busstation ein Din A4-Schriftstück mit folgenden Worten entgegen: „This is not Disneyland – You are not welcome!“
Dennoch: Wer sich zu Fuß aufmacht die Stadt zu erkunden, kann der Menschenmenge auch gut ausweichen. Die Stadt ist auf mehreren Hügeln erbaut und es sind nicht allzu viele, die sich das viele auf und ab zumuten. Um sich die vielen Kalorien durch die Puddingtörtchen (Pasteis de Nata), die es an jeder Ecke gibt, wieder abzulaufen, ist es auf jeden Fall sehr zu empfehlen.
Außerdem können so einige Feinheiten entdeckt werden: Die kunstvoll verlegten Böden, die vielen gekachelten Fassaden, für die Lissabon bekannt ist, hübsche oder lustige Schaufenster-Deko und abgelegenere kleine Parks, Cafes oder leckere und bezahlbare Restaurants. Und nicht zu vergessen: Die möglicherweise kleinste Bibliothek der Welt. Sie befindet sich am Beginn eines Treppenaufstiegs in Richtung Castelo de São Jorge. Auf etwa 4 qm sitzt dort ein einsamer Bibliothekar umgeben von hunderten von Büchern.
Zu den absolut sehenswerten Attraktionen in Lissabon gehört auch die Festigungsanlage Castelo de São Jorge selbst. Von hier besteht ein perfekter Blick über die Stadt. Zudem ist die Anlage sehr angenehm zu begehen, viel Platz, schöne Pinienbäume und wildlebende Pfauen, die sich bis auf wenige Meter an Menschen herantrauen.
Ein weiteres Highlight ist das Ozeanarium. Es ist das zweitgrößte Meeresaquarium der Welt. In der Mitte befindet sich ein riesiger Meerwassertank. Er umfasst 5 Millionen Liter Wasser und beherbergt über 100 Tierarten, darunter Haie, Mantarochen und den eigentümlichen, aber imposanten Mondfisch. Er gilt als der schwerste Knochenfisch weltweit und bringt locker ein vierstelliges Gewicht (in kg) auf die Waage.
Auf zwei Etagen kann der Besucher um den riesigen Wassertank herumlaufen und hat freien Blick auf die neugierigen Meerestiere. In anderen Becken finden sich noch eine Menge anderer teils kurioser Geschöpfe. Seenadeln, die wie ein Gesangschor aus dem Boden hervorlugen, Fetzenfische, Oktopusse und verschiedener Korallen, Algen und Wasserpflanzen.
Wer landestypisches Fast-Food möchte (verschiedene Suppen, Baguettes etc.), kann im Anschluss in der oberen Etage der nahegelegen Shoppingmall, die an ein Schiff erinnert, günstig eine Kleinigkeit essen gehen.
Ebenfalls sehr schön ist Lissabons Nähe zu einem beliebten Badestrand in Cascais. Lissabon selber liegt zwar auch direkt am Meer, doch der Strand ist nicht zum Schwimmen geeignet. Alleine der Geruch hält davon ab, sich dem Meer zu sehr zu nähern. – Cascais hingegen ist sehr gepflegt und mit dem Zug etwa 40 Minuten entfernt. Das Wasser ist klar und nahe gelegene Cocktail- und Tapas-Bars lassen kaum einen Wunsch offen. Dieser Abstecher lohnt sich auch, wenn man nur einen schönen Abend am Meer verbringen möchte. Die Zugverbindungen sind sehr gut und gehen bis mitten in die Nacht.
Ein kleine „must do“ in Lissabon ist noch die Fahrt mit einer der historischen Straßenbahnen: Das Fahrgefühl, der Fahrtwind bei offenem Fenster, die schlichte, aber urige Innenausstattung aus Holz und das sanfte Knarzen in den Kurven. Ein Stück Geschichte und ein Stück Lebendigkeit, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.